Strategien zur Problemlösung
Als hochsensitive Menschen erleben wir uns häufig mit der Schwere des Lebens konfrontiert. Je nach Charaktertyp entwickeln wir dann gewisse Überlebenstechniken, um uns zu schützen. So meidet man dann bestimmte Situationen oder „schwierige“ Menschen. Die Gefahr besteht, dass man sich damit in einer permanenten Opferrolle manifestiert. Leider werden weniger sensible Mitmenschen oft als rücksichtlos empfunden und wir entwickeln gelegentlich einen Hang zur Selbstgerechtigkeit. Vielleicht belehren wir dann andere gerne, meist unter dem Aspekt, uns schützen zu müssen.
Raue Schale, weicher Kern
Ein anderer Schutzmechanismus ist das „Mauern“: Nach außen hart und abweisend wirken, was für unser Gegenüber teilweise auch sehr verletzend sein kann. Dabei mauern wir meist deswegen, weil wir selbst massiv innerlich verletzt sind und uns lediglich nach Ruhe und Schutz sehnen. Für die Menschen, die wir lieben, können wir dagegen aufgeschlossen, aufmerksam, freundlich und hilfsbereit sein. Denn eigentlich wollen wir doch auch nur das Gute, sind jedoch unseren Gefühlen und Schmerzen ausgeliefert. In dieser Hilflosigkeit entstehen oft ernsthafte Beziehungsprobleme, obwohl wir eigentlich Schmerzen unbedingt vermeiden wollen.
Wie rette ich die Welt?
Eine weitere und sehr verbreitete Reaktion auf Probleme von außen ist die Rolle des „Retters“. Als solcher fühlt man sich bewusst oder unbewusst dazu verpflichtet, Gerechtigkeit zu schaffen. Man lädt sich die Verantwortung für jede Not auf, versucht alles, um das Leid abzuschaffen oder wenigstens zu lindern. Unterschwellig mag die Hoffnung bestehen, dass die eigene Lebenslast abnimmt, wenn es anderen besser geht. Nicht selten machen wir dann unsere Herzen so weit auf, dass alle in unserem Umfeld ihre Nöte bei uns abladen können und dies auch tun. Leider führt dies über kurz oder lang zu einer massiven Überforderung und wir müssen lernen, wie wir uns angemessen abgrenzen und schützen können.
Innere Schwüre
Um unsere verletzte Seele möglichst dauerhaft vor Schmerzen und Lasten zu bewahren und zu schützen, treffen wir oftmals folgenreiche und grundlegende Entscheidungen. Sehr oft geschieht das schon in der Kindheit, wenn wir z. B. spüren, dass ein Elternteil sehr belastet ist und wir uns quasi zum Lebensmotto machen, diesen Elternteil niemals zu enttäuschen, um sein Leid nicht noch zu vermehren. Solch ein Lebensstil ist aus eigener Kraft jedoch nicht durchzuhalten, er gerät zu einem Stressprogramm und das Scheitern ist dabei vorprogrammiert.
Identität und Berufung
Wenn man von klein auf merkt, dass man anders ist als die Mehrheit der Gesellschaft, nagt das am eigenen Selbstwert.
Bei mir äußerte sich dies in einer umfassenden Orientierungslosigkeit. Ich war so beschäftigt, mich um andere und deren Umstände zu kümmern, dass ich gar nicht bemerkte, dass ich eigene Bedürfnisse habe. Eigentlich kannte ich mich gar nicht wirklich. Gleichzeitig wollte ich den Dingen auf den Grund gehen, wollte nicht nur einfach einen Job finden, sondern meinen Sinn des Lebens. So begann ich eine Ausbildung zur Erzieherin, die ich nach dem Vorpraktikum abbrach. Anschließend wollte ich das Fachabitur nachholen, wählte aber einen Zweig, der mir gar nicht lag. Das Ergebnis war, dass ich mit Pauken und Trompeten durchfiel. Wieder erlebte ich, dass ich anders war als andere und offensichtlich gar nichts auf die Reihe brachte. Schließlich begann ich eine Ausbildung zur Arzthelferin, die ich letztlich zu Ende bringen konnte. Dies gelang mir u. a. deshalb, weil ich auf einen Test im Internet stieß, der mir bewusst machte, warum ich so „ticke“.
Damit begann ich, meinen Überlebenskampf zu beenden. Stattdessen versöhnte ich mich mit meinem Anders-Sein. Durch die neuen Informationen erfuhr ich Entlastung und Entspannung. Obwohl ich oft aufgewühlt war, da ich meine Lebenssicht neu ordnen musste. Dennoch war das Ergebnis stets eine Erleichterung. So begann ich, meinen Heilungsprozess bewusst anzugehen. Dies ging nicht von heute auf morgen. Tatsächlich dauerte es einige Jahre und ich bin noch nicht „ausgelernt“. Aber ich habe eine innere Freiheit gewonnen und ein neues Lebensgefühl, das alle Schmerzen auf dem Weg wert war!
Klarheit ist der erste Schritt
Inzwischen habe ich herausgefunden, dass es meine Berufung ist, anderen Hochsensitiven dabei zu helfen, ihren Weg zu finden und ihre Gabe zu erkennen! Durch meine eigenen Irrwege und Sackgassen kann ich sie dabei auf sicheren Pfaden leiten.